Rückschau BAWO-Fachtagung 2024

Auszug aus dem BAWO-Sommernewsletter vom Juli 24

Die BAWO Fachtagung lockte heuer im Mai über 320 Expert:innen der Wohnungslosenhilfe für drei sonnige Tage nach St. Pölten.

Traditionell wurde Tag eins mit einem Austausch mit der Politik eröffnet. Sozialminister Johannes Rauch sprach sich für ein österreichweites Programm für leistbares Wohnen aus, bekräftigte die Bedeutung des Wohnschirms und von housing first österreich und lobte die mittlerweile europaweit anerkannte Fachexpertise der BAWO: „Wohnungs- und Obdachlosigkeit bis 2030 beenden ist große Zielsetzung. Die BAWO leistet dazu einen hervorragenden Beitrag.“

Ulrike Königsberger-Ludwig, Landesrätin für Soziale Verwaltung, Gesundheit und Gleichstellung, berichtete von einer Evaluierung der Wohnungslosenhilfe in Niederösterreich. Besonderes Augenmerk liegt im großflächigen Bundesland dabei auf regionaler Verfügbarkeit.
Wie wichtig es ist, auf dem Weg zur Beendigung von Wohnungslosigkeit mit allen Ebenen der Politik ins Gespräch zu kommen, betonte St. Pöltens Vizebürgermeister und Stadtrat für Bau Harald Ludwig. „Sie müssen laut sein und gehört werden“, richtete er sich ans Publikum.

Sozialwissenschaftler Daniele Karasz erforschte in der ersten Keynote anhand demografischer Daten, wie etwa Migration oder die Abwanderung aus ländlichen Gebieten vermehrt zu von Mobilität geprägten Wohnbiografien führen. Die Beendigung von Wohnungslosigkeit beginnt auch bei der Auseinandersetzung um die Definition einer „normalen“ Wohnbiografie, so Daniele Karaszs Schlussfolgerung.

Tag 1 klang gemütlich mit einer Präsentation der BAWO und einem Philosophie Cafè aus.

Tag zwei begann mit dem Thema psychosoziale Begleitung für traumatisierte Menschen. Wie können Sozialarbeiter:innen dabei unterstützen, den Teufelskreis aus sozialem Stigma und der psychischen Symptomatik einer Trauma-Erfahrung zu durchbrechen? Das zeigte Barbara Preitler, Psychotherapeutin und Forscherin in ihrem Vortrag auf.

Danach ging’s auch schon in die 18 Arbeitskreise: Ein bunter Mix aus Themen der Wohnungslosenhilfe und Ausflügen zu lokalen Einrichtungen bot gemeinsame Lernmomente und Raum für Diskussionen.

Eine besondere Überraschung gab’s am Nachmittag: Barbara Blaha, Leiterin des Momentum Instituts, zeigte, wie politische Themen gesetzt werden, was neoliberale ThinkTanks damit zu tun haben, und wie wir als Sozialorganisationen den Diskurs mitgestalten können.

Was dabei nicht fehlen durfte: Zeit zum Netzwerken und Plaudern im gemütlichen Gastgarten!

Die finale Keynote an Tag 3 kam von Miriam Meuth, Dozentin am Institut für Soziokulturelle Entwicklung an der Hochschule Luzern. In ihrem Vortrag besprach die Schweizer Wissenschaftlerin den Wohn-Begriff mit Hinblick auf Soziale Arbeit. Der Vortrag zeigte, wie institutionalisierte Unterbringung Wohnnormen verfestigt und hybride Formen aus Wohn- und Arbeitsorten schafft. Miriam Meuth plädierte dabei für verstärkte Deinstitutionalisierung.

Auch darüber reflektierten Teilnehmer:innen anschließend in Kleingruppen. Zur Debatte stand unter anderem, wie sich unser eigenes und organisationales Wohnverständnis auf unsere Arbeit auswirken – und wie wir vor diesem Hintergrund für selbstbestimmtes Wohnen einstehen können.

Ein großes Dankeschön an alle Vortragenden, Leiter:innen von Arbeitskreisen und Exkursionen, Mitorganisator:innen und natürlich alle Teilnehmenden dieser Fachtagung!


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