Die FEANTSA und die Fondation pour le Logement des Défavorisés haben ihren 10. Report über Wohnungsausschlüsse in Europa veröffentlicht. Die Wohnungskrise ist so akut und das öffentliche Bewusstsein so stark gewachsen, dass die Europäische Union ihre Absicht angekündigt hat, Maßnahmen zu ergreifen, obwohl Wohnungsbau keine formelle EU-Kompetenz ist. Nach jahrelanger politischer Vernachlässigung der Wohnungskrise kann dieser Ansatz als Wendepunkt gelesen werden, der den Wohnungsbau zu einem wirksamen Recht verhelfen und neue Ressourcen für den Zugang zu Wohnraum mobilisieren könnte.
Doch beim Konzept des „leistbaren Wohnens“ und dessen Interpretation heißt es wachsam zu bleiben. Im europäischen Diskurs wird bspw. bezahlbarer Wohnraum häufig als Marktsegment für Haushalte mit mittlerem Einkommen konzipiert, das sich vom Sozialwohnungsbau unterscheidet. In mehreren Ländern fiel diese Verschiebung der Sprache mit einer allmählichen Neuausrichtung der Wohnungspolitik auf marktorientierte Ansätze und einem schrumpfenden Angebot für die am stärksten benachteiligten Personen zusammen. Das Risiko besteht darin, dass öffentliche Mittel zur Stimulierung von privaten Investitionen benutzt werden, während mietgünstige Wohnungen vernachlässigt werden. Ein bloßer Anstieg des Angebots wird die Krise nicht lösen, und es wird keinen automatischen „Trickle-down-Effekt“ geben. Der neue europäische Plan muss die Bedürfnisse der am stärksten benachteiligten Menschen priorisieren.
Der Bericht trägt zu einer objektiven Bewertung des Wohnungsbedarfs als Ausgangspunkt für europäische Maßnahmen zur Wohnungskrise bei. Primäres Ziel sollte sein, die Bedürfnisse der Haushalte zu befriedigen, die nicht in der Lage sind, Wohnraum zu sichern, weil ihre Ressourcen unzureichend sind. Die Obdachlosigkeit steigt in den meisten europäischen Ländern weiter an, was das anhaltende Versagen der Mitgliedstaaten widerspiegelt.
The 10th Overview of Housing Exclusion in Europe 2025 könnt ihr hier nachlesen und hier nachschauen.
